Der vorliegende Artikel befasst sich mit den Grundfragen, die sich der Leser beim erstmaligen Lesen des Korans stellt. Zunächst einmal führt der Artikel eine kurze Definition des Korans an. Danach geht es besonders um die Struktur und den Stil, aber auch um die Hauptthemen des Korans. Anschließend wird auf die Übersetzungen des Koran eingegangen und auf die Vorzüge der originalen, arabischen Version. Dabei geht es auch um die Koranerläuterungen, die herangezogen werden, um die Texte des Koran richtig zu verstehen. Am Ende gibt der Artikel Ratschläge, wie man den Koran lesen sollte, um am besten davon zu profitieren.
Was ist der Koran?
Das arabische Wort „Qurʾan“ bedeutet wörtlich übersetzt „Rezitation“ oder „Lesung“. Dies deutet darauf hin, dass es sich beim Koran nicht um das Buch an sich, sondern um eine mündliche Rezitation handelt. Er stellt das gesprochene Wort Allahs dar. Dies wurde dem letzten der Propheten, Muhammad, Friede sei mit ihm, durch den Engel Gabriel offenbart. So spricht der Koran manchmal speziell den Propheten an. Allah befiehlt ihm etwa, was in einer bestimmten Situation zu tun ist oder gibt ihm Hoffnung in schweren Zeiten. Gleichzeitig spricht der Koran aber auch alle anderen Menschen an, er widmet sich den Glaubenslosen, den Leuten der Schrift (Juden und Christen) und den gläubigen Muslimen gleichermaßen. Er spricht sogar die Dschinn an, die Muhammad, Friede sei mit ihm, zuhörten, als er den Koran rezitierte. Auch sie können durch ihn rechtgeleitet werden und den Islam annehmen [Koran 46:29-32].
Die Offenbarung wurde sowohl in mündlicher als auch in schriftlicher Form überliefert und so bis zum heutigen Tag fehlerfrei und wortwörtlich bewahrt. Dies wird auch immer so bleiben, denn Allah sagt im Koran: „Gewiss, Wir sind es, die Wir die Ermahnung offenbart haben, und Wir werden wahrlich ihr Hüter sein“ [15:9].
Durch die Natur des Korans, die einzigartig und unnachahmlich ist, ist es unmöglich, den Koran zu verfälschen. Dies wird auch an verschiedenen Stellen im Koran selbst ausgesagt. In der mündlichen Rezitation wird deutlich, wie melodisch und wohlklingend die Verse sind. Es entfaltet sich die wahre Macht des Koran, die in der niedergeschriebenen Form so nicht sofort erkennbar ist. Diese Form diente in früheren Zeiten vor allem der Bewahrung des Wortes Allahs. Die Verse wurden nach der Offenbarung niedergeschrieben, aber erst nach und nach von privater als auch offizieller Seite gesammelt und in Buchform festgehalten.
Vergleicht man den Koran mit anderen Büchern wie etwa der Bibel, so fällt auf, dass er keine chronologische Geschichte erzählt. Ereignisse werden oft zusammengefasst und weisen keine Details auf. Dies ist auch nicht der Sinn des Korans. Stattdessen gibt es Geschichten, die an verschiedenen Stellen wiederholt werden, der Koran wechselt zwischendurch das Thema oder schiebt einen Vers ein, der auf den ersten Blick dort nicht hineinpasst. Dies dient zunächst einmal einem linguistischen Zweck. In der hocharabischen Sprache stellen diese Wiederholungen ein wichtiges rhetorisches Mittel dar. Außerdem führt der Koran bestimmte Ereignisse wiederholt an, um eine zentrale Botschaft darzustellen. Dabei geht es nicht um historische Nacherzählungen, sondern um die Lehre hinter den vergangenen Geschichten. Genauso gibt es Erzählungen von Ereignissen in der Gegenwart oder sogar der Zukunft. Dazu kommen Gebote und Verbote, Warnungen und Motivationen. Diese waren zur Zeit des Propheten Muhammad, Friede sei mit ihm, oft eine Antwort auf bestimmte Situationen. Der Koran wurde über eine Zeitspanne von 23 Jahren offenbart. Während dieser Zeit stellten die Menschen dem Propheten, Friede sei mit ihm, mehrere Fragen in religiösen Belangen. Deren Antwort lag in der Offenbarung Allahs. Daher findet sich im Koran auch häufig die Aussage: „Und sie fragen dich: […]“ , oftmals gefolgt von dem Wort „Sag: […]“. Dabei kommt der Koran immer wieder auf die Kernaussage zurück, die sich durch das ganze Buch zieht: Es gibt keinen wahren Gott außer Allah und Muhammad, Friede sei mit ihm, ist Sein Diener und Gesandter.
Aufbau des Korans
Der Koran besteht aus 114 Kapiteln, den Suren. Diese sind weiterhin unterteilt in Verse, die im Arabischen als Ayah bezeichnet werden. Dies bedeutet „Zeichen“ oder „Wunder“, denn jeder Vers im Koran stellt ein Wunder für sich dar. Die Verse und auch die Kapitel haben keinen Längenstandard. So gehen manche Verse über eine ganze Seite, wobei andere nur aus wenigen Worten bestehen. Die Einteilung in Verse wurde nicht von Menschen vorgenommen, sondern ist Teil der Offenbarung. Die längste Sure des Korans heißt al-Baqarah, „die Kuh“. Diesen Titel bekam die Sure durch die darin erzählte Geschichte von Moses, als er die Juden aufforderte, eine Kuh zu opfern. Wie sie, haben auch die anderen Suren ihre Namen von einem charakteristischen Wort, das in dem jeweiligen Kapitel vorkommt. Nach dem Titel folgen in jeder Sure, bis auf einer, die Worte „Bismillahir-Rahman nir-Rahim“. Man beginnt die Sure also mit den Worten: „Mit dem Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen“.
Durch die unterschiedliche Länge der Kapitel teilten Gelehrte in der ersten Generation nach dem Tod des Propheten, Friede sei mit ihm, den Koran in 30 etwa gleich lange Teile. Ein Teil wird im Arabischen als Juz bezeichnet. Diese Einteilung macht es einfacher, das Lesen zu strukturieren und den Inhalt auswendig zu lernen. So kann man im Fastenmonat Ramadan jede Nacht einen Juz rezitieren, so dass nach 30 Tagen der gesamte Koran einmal beendet wird. Ein Juz besteht aus etwa 20 Seiten des Korans und hat somit eine Länge, die es möglich macht, täglich einen davon zu lesen. Diese Einteilung ist lediglich als Hilfestellung zu sehen und hat keinen Einfluss auf die Struktur des Originaltextes. Sie ist nur an den Seiten des Korans vermerkt, teilt den Inhalt jedoch nicht in logische Teile auf.
Inhalte und Stil des Korans
Wie bereits erwähnt, sind im Koran sowohl Erzählungen von vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Ereignissen als auch Gebote, Verbote und Warnungen enthalten. Dabei ist das wichtigste Kernthema, auf welches er immer wieder zurückkommt, die Einheit Gottes. Dazu beschreibt der Koran, wie man sein Leben gottgefällig lebt, um anschließend von Allah mit dem Paradies belohnt zu werden. Allgemein kann man den Koran in folgende Themenbereiche unterteilen:
-Die religiöse Glaubenslehre
-Die Schöpfung
-Anbetungen
-Zivilrecht
-Die Buchreligionen (das Juden- und Christentum)
-Der Polytheismus
-Gesellschaftliche Werte
-Moral
-Geschichte
-Erzählungen vergangener Propheten und Völker.
Diese Themen bespricht der Koran in einem markanten, für ihn typischen Stil. Zu diesem gehört beispielsweise die Verwendung von Parabeln zur Veranschaulichung bestimmter Aspekte. Ein Beispiel dafür ist diese Passage aus Sure al-Kahf:
„Und präge ihnen das Gleichnis vom diesseitigen Leben. (Es ist) wie Wasser, das Wir vom Himmel hinabkommen lassen, worauf sich damit das Gewächs der Erde vermischt. Dann wird es zu vertrocknetem Zeug, das die Winde verwehen. Und Allah hat ja zu allem völlig die Macht.“ [18:45].
Ein weiteres stilistisches Mittel stellt die Verwendung des Wortes „Qul“ dar. Mehr als 200 Passagen beginnen mit dem arabischen Wort für „Sag“. Mit diesen wird direkt der Prophet, Friede sei mit ihm, angesprochen. Er sollte das danach Folgende als Antwort auf eine Frage sagen, so dass damit eine Glaubensangelegenheit geklärt oder eine gesetzliche Regelung verkündet wird. Ein Beispiel dafür findet sich in Sure al-Baqara:
„Und sie fragen dich nach der Menstruation. Sag: „Es ist ein Leiden […].“ [2:222].
In einigen Passagen des Korans verwendet Allah Schwüre auf Seine herrliche Schöpfung. Dies bestärkt zum Einen die Argumente und macht das Gesagte überzeugender. Außerdem zerstreut dies Zweifel beim Zuhörer oder Leser, denn die Schöpfung ist ein eindrucksvolles Zeichen für die Existenz Allahs. So etwa in Sure ad-Dhuha:
„Bei der Morgenhelle und der Nacht, wenn sie (alles) umhüllt!“ [93:1-2]
Zu guter Letzt enthält der Koran ein stilistisches Mittel, das als die zusammenhangslosen Buchstaben bekannt ist. Ein Beispiel dafür ist der Beginn von Sure al-Baqara, in der der erste Vers aus den Buchstaben „Alif-Lam-Mim“ [2:1] besteht. Dabei handelt es sich um Buchstaben aus dem arabischen Alphabet, die zusammengesetzt keinerlei Bedeutung haben. Sie stehen am Beginn von 29 Suren im Koran. Dieses Mittel war unter anderem die Art, mit der Allah die Araber herausforderte. Sie galten zur Zeit der Offenbarung als das sprachmächtigste Volk. Gerade deshalb ist der Koran ein sprachliches Meisterwerk, denn die redegewandten Araber hatten etwas derartiges zuvor nicht gesehen. Dies müsste sie zu der Schlussfolgerung bringen, dass es sich wirklich um das Wort Gottes handelt. Obwohl sich der Koran aus einzelnen Buchstaben zusammensetzt, gibt es niemanden, der etwas Derartiges zusammenstellen könnte.
Das Original und die Übersetzungen des Korans
Es gibt einen klaren Unterschied zwischen dem Koran, der auf Arabisch offenbart wurde, und einer bloßen Übersetzung dieser Worte. Der Koran ist die wortwörtliche Wiedergabe der Worte Allahs, exakt und ohne Unterschied. Wird das Wort Gottes in eine andere Sprache übersetzt, so handelt es sich dabei nicht mehr um die originale Offenbarung. Wichtige Aspekte, seien diese sprachlich oder auch in der Bedeutung, gehen verloren. Daher sagt der Erhabene im Koran: „Gewiss, Wir sandten ihn als einen arabischen Koran hinab, damit ihr euch besinnt" [12:2].
Eine Übersetzung des Originals ist der Versuch, die Bedeutung des Korans in eine andere Sprache zu bringen. Dies ist für das Verständnis wichtig, doch verliert der Text dabei seine Unnachahmlichkeit und Einzigartigkeit. Die Übersetzung ist von Menschen gemacht, während das Original von Allah offenbart wurde. Menschen sind jedoch fehlerhaft und kommen nicht an Allah, den Erhabenen, heran. Daher ist keine der Übersetzungen vollkommen korrekt, sondern sie hat immer einen gewissen Grad an Fehlern. Aus diesem Grund wird nur die Rezitation des arabischen Originals als „Rezitation“ bezeichnet und im Gebet verwendet.
Bei den Übersetzungen des Korans auf Deutsch gibt es verschiedene Versionen, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Manche Übersetzungen fokussieren sich auf den poetischen Aspekt des Korans. Sie weisen eine hohe sprachliche Qualität auf und klingen angenehmer. Dagegen achten andere stärker auf die fachsprachliche Richtigkeit der Übersetzung. Diese klingen dann weniger poetisch, sind aber für ein akademisches Niveau eher zu empfehlen. Die Übersetzung von Nadeem Elyas und Frank Bubenheim werden in der Korandruckerei in Medina hergestellt. Dabei handelt es sich um sehr textnahe und traditionalistische Übersetzungen, die für den deutschen Muslim durch die Anordnung der Verse leicht zu lesen sind.
Die Koranexegese (Tafsir)
Im Wesentlichen sind die Bedeutungen des Korans leicht zu verstehen und eindeutig. Dennoch muss man aufpassen, Interpretationen des Korans und Aussagen über den Islam zu treffen, die nicht von authentischen Quellen gestützt werden. Allah, der Erhabene, sagt im Koran: „Wir sandten dir die Ermahnung (den Koran) hinab, damit du den Menschen das erläuterst, was ihnen nach und nach hinabgesandt wurde, und damit sie sich besinnen.“ [16:44]. Der Prophet Muhammad, Friede sei mit ihm, erklärte seinen Gefährten die Bedeutung der Offenbarungen. Diese Erklärungen wurden in den Hadithen gesammelt und bis heute aufbewahrt.
Mit der Zeit entwickelte sich innerhalb der Islamwissenschaften eine sehr spezialisierte Methodik, mit der der Koran ausgelegt wird. Diese wird „Ulum al Qurʾan“, die Koranwissenschaften, genannt. Die Gelehrten, die auf diesem Gebiet forschen und referieren, haben Kenntnisse über viele andere Wissenschaften. Sie benötigen Hintergrundwissen über die Koran-Exegese und den historischen Kontext der Offenbarung, die Aufhebung bestimmter Verse und die Rezitation. Auch in der Grammatik müssen sie geschult sein, denn diese ist im Koran sehr speziell. Es gibt viele unübliche Begriffe und Satzstellungen, die in der heutigen arabischen Sprache nicht mehr geläufig sind.
Dies zeigt, dass der Koran zwar für alle Menschen gesandt wurde, man aber dennoch auf die Interpretation geschulter Menschen zurückgreifen sollte, um die tiefergehende Bedeutung des Korans zu verstehen. Um einen Vers zu erklären, gibt es fünf Methoden.
Die Erklärung liegt im Koran
Bei manchen Versen liegt die Erklärung dafür an einer anderen Stelle im Koran. So wird ein Aspekt in einem Vers allgemein und in einem anderen detaillierter beschrieben. Ein Beispiel dafür ist in Sure at-Tariq, wo zunächst eine Frage aufgeworfen wird:
„Beim Himmel und dem Pochenden! Und was lässt dich wissen, was der Pochende ist?“ [86:1-2].
Daraufhin beantwortet Allah diese Frage im nächsten Vers: „(Es ist) der durchbohrend helle Stern“ [86:3].
Die Erklärung des Korans anhand der Sunna
Andere Verse werden mithilfe der Sunna des Propheten, Friede sei mit ihm, interpretiert. Bei diesen werden seine Aussagen und Erklärungen herangezogen, um die genaue Bedeutung der Verse zu begreifen. Bei der Offenbarung des Verses
„Diejenigen, die glauben und ihren Glauben nicht mit Ungerechtigkeit verdecken, die haben (das Recht auf) Sicherheit, und sie sind rechtgeleitet.“ [6:82]
war den Prophetengefährten die Bedeutung der Aussage nicht klar. Sie wussten nicht, was mit dem Wort „Ungerechtigkeit“ gemeint war. Daraufhin erläuterte der Prophet, Friede sei mit ihm, die Bedeutung des Verses mit einem anderen Vers. Er rezitierte die Stelle in Sure Luqman, in der dieser sagte:
„Oh mein lieber Sohn, geselle Allah nicht(s) bei, denn Götzendienst ist fürwahr ein gewaltiges Unrecht“ [31:13]
Dadurch wurde klar, dass mit dem Wort „Ungerechtigkeit“ im ersten Vers die Götzendienerei gemeint ist [Bukhari].
Die Erklärung des Korans anhand der Aussagen der Gefährten
Da die Prophetengefährten mit dem Gesandten, Friede sei mit ihm, lebten und direkt von ihm lernten, werden auch ihre Aussagen zur Erläuterung von Koranversen herangezogen. Die Gefährten kannten den historischen Kontext der Verse am besten. Ein Beispiel dafür ist die Erläuterung des Verses:
„Unter den Menschen gibt es manchen, der zerstreuende Unterhaltung erkauft, um (die Menschen) von Allahs Weg ohne (richtiges) Wissen in die Irre zu führen […]“ [31:6]
Der Gefährte Abdullah Ibn Masud, möge Allah mit ihm zufrieden sein, erklärte, dass mit der zerstreuenden Unterhaltung in diesem Vers die Musikinstrumente und der Gesang gemeint ist [Tabari].
Die Erklärung des Korans durch die arabische Sprache
Bei vielen Versen ergibt sich die Bedeutung aus dem sprachlichen Hintergrund, der Grammatik und der Wortbedeutung. Um durch die arabische Sprache interpretieren zu können, muss man jedoch, neben der Kenntnis über Koran und Sunna, sehr gut im Hocharabischen sein und auch Kenntnisse über die damalige Verwendung der Wörter besitzen.
Die Erklärung des Korans durch die Meinung der Gelehrten
Widerspricht die Meinung der Gelehrten zu einem Vers nicht den vier oben genannten Methoden, so kann die Interpretation auch auf dieser basieren. Dabei wird die Analyse eines Gelehrten, in der er Weisheiten und Zusammenhänge erkennt, zur näheren Erklärung eines Verses genutzt.
Oftmals werden alle Methoden gleichzeitig für eine Erklärung berücksichtigt. Weiß ein Muslim nicht, wo er diese Erklärungen finden kann, und hat eine Verständnisfrage zum Koran, so bietet es sich an, die Frage niederzuschreiben und einen Wissenden in der Religion zu fragen.
Ratschläge zum Lesen des Korans
Der Koran sollte zum ständigen Begleiter eines jeden Muslims werden. Man sollte sich eine Routine aneignen, in der man den Koran regelmäßig liest, denn der Prophet, Friede sei mit ihm, sagte: „Rezitiert den Koran, denn er wird ein Fürsprecher für seine Gefährten am Tage des Gerichts sein“ [Muslim]. Für neue Muslime oder Muslime, die der arabischen Sprache nicht mächtig sind, ist es wichtig, eine gute Koranübersetzung zu lesen. Dadurch erfährt man Rechtleitung und gewinnt an Wissen in der Religion, es festigt den Glauben und hilft, spirituell zu wachsen. Man denkt über die Verse nach und versucht, diese in das eigene Leben zu integrieren. Die Qualität des Lesens zählt. Es ist nicht das Ziel, den Koran oder eine Übersetzung so schnell oder so oft wie möglich zu beenden. Im Folgenden einige Ratschläge, wie man vom Lesen des Korans den größten Nutzen zieht.
Die richtige Absicht beim Lesen des Korans
Mit allen Taten im Islam verhält es sich so, dass die Absicht dahinter entscheidend für ihre Belohnung ist. Dies lässt sich auch auf das Lesen des Korans anwenden. Um dadurch Rechtleitung zu erhalten und belohnt zu werden, muss man den Koran einzig für Allah, den Erhabenen, lesen. Vor dem Rezitieren fasst man die Absicht, mehr über die Wahrheit zu erfahren und diese dann im Leben auch anzuwenden.
Konzentration beim Lesen des Korans
Um den Koran konzentriert zu lesen, ist es wichtig, sich dafür einen angemessenen Ort und eine passende Zeit zu suchen. Es hängt von der jeweiligen Person ab, was sie dabei als angemessen empfindet. Das wichtige ist, dass man so wenig wie möglich abgelenkt ist. Allah, der Erhabene, erlaubte es, den Koran in jeder Position zu lesen, sei dies nun im Liegen, Sitzen oder Stehen [Koran 3:191]. Dabei sollte man über die Bedeutung der Worte nachdenken und diese mit einem offenen Herzen lesen. Allah sagt im Koran:
„Hierin ist wahrlich eine Ermahnung für den, der ein Herz hat oder der Gehör gibt und aufmerksam ist“ [50:37].
Ein Herz besitzen alle Menschen, doch hier ist das Herz im übertragenen Sinne gemeint, das für den Islam geöffnet sein muss. Um das Herz zu öffnen, hilft es, sich vor dem Lesen vorzustellen, dass Allah einen durch den Koran persönlich anspricht. Derjenige, der Gehör gibt, ist jemand, der den Versen zuhört, sie zu verstehen versucht und sich davon ermahnen lässt. Denn die Umsetzung des Gelesenen ist ein wichtiger Aspekt und das eigentliche Ziel der Koranrezitation.
Das Benutzen des Korans als Wegweiser
Um das Gelesene umzusetzen, muss man den Koran als Wegweiser verstehen und ihn das Wahre vom Falschen unterscheiden lassen. Dafür ist es wichtig, unvoreingenommen beim Lesen zu sein. Ist eine Person voreingenommen, dann sucht sie im Koran nach Argumenten, die ihre Ansichten stärken. Auf diese Weise leitet er sie nicht recht, denn dieser Person fehlt die Demut und das offene Herz gegenüber dem Koran. Um durch das Lesen wirklich die Wahrheit zu finden, legt man davor alles ab, was einen die Kultur und die Traditionen gelehrt haben. Man versucht nicht, mit dem Koran bereits vorhandene Denkmuster oder einen anderen Glauben zu erklären, sondern betrachtet ihn als etwas Neues und die absolute Wahrheit.
Das Erkennen des Korans als die Wahrheit
Alles im Koran ist wahr. Allah, der Erhabene, stellt darin die rhetorische Frage:
„Und wer ist wahrhaftiger in der Rede als Allah?“ [4:87]
Da der Koran das Wort Allahs ist und dieser immer die Wahrheit sagt, ist alles im Koran als die absolute Wahrheit zu betrachten. Dabei ist es egal, ob es um die unsichtbare Welt, das Leben nach dem Tod, die Geschichte oder die Soziologie geht. All dieses Wissen kommt von dem, der alles erschaffen hat und kann folglich nur richtig sein. Liest man den Koran und findet man etwas, was den Lehren der Schule oder der Wissenschaft scheinbar widerspricht, so gibt es dafür zwei Erklärungen. Entweder versteht man diesen Teil nicht richtig und sollte die Erklärung zu diesen Versen recherchieren. Oder was die derzeitige Wissenschaft über dieses Thema aussagt, ist nur eine Theorie, welche nicht wahr ist und früher oder später widerlegt werden wird. Daher sollte man niemals an einem Vers zweifeln. Versteht man etwas nicht, sollte man einen Gelehrten fragen oder anerkannte Korankommentare hinzuziehen.
Das Erkennen der persönlichen Botschaft an den Einzelnen
Obwohl manche Verse für den Propheten Muhammad, Friede sei mit ihm, oder für eine bestimmte Situation offenbart wurden, passen diese auch für andere Situationen. Es gilt zu verinnerlichen, dass der Koran jeden Einzelnen persönlich anspricht. Er wurde für alle Menschen offenbart und dennoch spricht Allah durch ihn direkt mit jedem Menschen. Seine Worte und Botschaften sind für alle Zeiten gleichermaßen gültig. Findet man nun ein Gesetz im Koran, so ist dieses an einen selbst gerichtet. Jeder einzelne Abschnitt enthält eine Botschaft für den Leser. Manchmal trifft einen diese Botschaft ins Herz, da sie genau zu der derzeitigen Situation passt. Andere Male liest man daraus die allgemeine Bedeutung. Die Beschreibung des Lebens nach dem Tod liest sich einmal als Befehl, sich darauf vorzubereiten. Ein anderes Mal mag dieselbe Beschreibung einen durch eine schwierige Zeit bringen, da sie die Hoffnung auf ein besseres Leben nach dem Tod mit sich trägt. Die im Koran vorkommenden Charaktere sind entweder Vorbilder, die man nachahmen sollte, oder negative Beispiele, denen man nicht ähneln darf. Die persönlichen Sorgen und Probleme jeder Seele können durch den Koran getilgt werden.
Das Erkennen der persönlichen Botschaft an den Einzelnen
Es gilt, den Koran als einen lebendigen Text mit aktueller Bedeutung zu verstehen. Er wird bis zum jüngsten Tag Allgemeingültigkeit haben und hat diese seit seiner Offenbarung. Manche der Verse haben einen historischen Kontext, der sich auf bestimmte Menschen oder Vorfälle bezieht. Dieser Kontext muss verstanden werden, um die heutige Bedeutung des Verses zu begreifen. Denn die Beispiele und Morallehren aus den Geschichten sind auch auf den aktuellen Kontext anzuwenden und liefern dem Leser Rechtleitung.
Fazit
Der Koran ist das Wort Allahs, das dem Propheten Muhammad, Friede sei mit ihm, über 23 Jahre hinweg offenbart wurde. Mit den Jahren wurden die einzelnen Verse niedergeschrieben und in Buchform zusammengefasst. Diese sind vom Moment ihrer Offenbarung bis zum jüngsten Tag gültig für alle Menschen. Der Koran auf Arabisch ist fehlerlos, da er von Allah direkt stammt. Seine sprachlichen Mittel, die darin enthaltenen Wunder und Weisheiten und der Wohlklang seiner Verse sind einzigartig und nicht nachzuahmen. Dies gilt nicht für die unterschiedlichen Übersetzungen des Korans, da sie im Gegensatz zum Original von Menschen verfasst wurden. Dennoch sind sie für das Verständnis des Textes besonders für Muslime ohne Kenntnisse des Arabischen wichtig. Auch der Tafsir, die Erläuterung des Koran, ist nützlich, um sicherzustellen, dass die Verse richtig verstanden werden. Dieser sollte parallel zum Koran regelmäßig gelesen werden.